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#17: Kniescheibe in Trümmern

Mit diesem Blogartikel möchte ich dich mit auf eine Heilungsreise nehmen. Im Oktober 2018 hatte ich einen stark lebensverändernden Unfall auf meiner geliebten hawaiianischen Insel Kaua'i. Seit diesem Tag hat sich mein Leben schlagartig. verändert. Auch wenn ich immer noch nicht wahr haben will, dass alles so seine Richtigkeit hatte, beginne ich nun, dir diese Geschichte zu erzählen.



- Kaua'i, Oktober 2018 -


Aufwühlend war dieses Crystal Healing gestern in Kalaheo. Damit hatte ich nicht gerechnet. Oder vielleicht doch? Die Worte wollten so sehr aus mir heraus und ausgesprochen werden - und die anschließenden Tränen auch. Aber ich wollte nicht, dass das meine Wahrheit ist. Es konnte und durfte nicht wahr sein. Nein, Universum, ich kann das nicht noch einmal tun!

Ich musste raus aus diesem wunderschönen Haus und in die Natur. Wandern könnte helfen. Vielleicht kann mir die Hausbesitzerin Claire einen Tipp für den Einstieg geben.

Ja, das konnte sie tatsächlich. Ich hörte nur die Worte „Spaß“, „Kinder“, „Wasserfall“, „reinhüpfen“ und war sofort Feuer und Flamme. Das wollte ich auch unbedingt machen!

Dass es für sie nichts wäre, hatte ich geflissentlich überhört, denn ich wollte da reinspringen. Und wenn Kinder das können, dann kann ich das auch. Ich bin schließlich nicht aus Zucker und es war auch gar nicht weit weg.

Voller Spannung fuhr ich mit dem Auto dorthin und hoffte, dass ich den Eingang zum Trail finde. Wie immer waren nette Menschen da, die mir den Weg zeigten.


Was für eine wunderschöne Aussicht ins grüne Tal. Ich liebte es an jeder Ecke anzuhalten, um Bilder oder Filmaufnahmen für meinen geplanten Podcast „Dein eigener Weg“ zu machen. Ich hatte bereits wunderschöne Filmaufnahmen, u.a. wie ich mit meinen Füßen über die facettenreichen Untergründe der Insel lief.


Und schwupp die wupp war ich auch schon an dem Fluss und lief an ihm entlang. Das war wirklich einfach. In der Ferne hörte ich die Menschen jauchzen. Das klang wirklich nach sehr viel Spaß.

Wow, was für ein paradiesischer Platz. Ich grinste über beide Ohren, beobachtete ein wenig das Treiben und schaute mir ab, wo die Menschen in den Fluss sprangen.

Kurzerhand stellte ich meinen Rucksack auf die Seite und entledigte mich meiner Kleidung bis zu meinem Bikini. Voller aufgeregter Vorfreude positionierte ich mich vollen Mutes an den Platz, wo die Person vor mir ins Wasser sprang. Na gut, ich gebe zu, ich bin eine Etage tiefer auf den Felsen darunter geklettert. Da fühlte ich mich sicherer.

Ich erinnerte mich noch daran, dass ich schön weit nach vorne springe, damit mein Rücken in Sicherheit war. Und los gehts!

Während ich sprang vernahm ich im Hintergrund noch eine Stimme, die sagte „Take care of the rock“. Ich war mir in diesem Moment nicht sicher, ob es ein Mensch oder ein Geist war.

Dann ging alles rasend schnell. Ich fühlte das Wasser unter mir - und einen Fels. Verdammt. Damit hatte ich nicht gerechnet.

Aber es war zu spät, denn mein rechtes Knie knallte mit voller Wucht auf den Lavafelsen unter mir und ich hatte das Gefühl, dass nun etwas ganz Schlimmes kaputt gegangen war. Scheiße.

Und doch beschlich mich im selben Moment ein seltsames Gefühl, dass alles nach Plan lief. Total verrückt, ich weiß.

So gut es ging, schwamm ich mit gestreckten rechten Bein zum nächsten flachen Felsen und hangelte mich darauf.

Ich wusste, dass das nicht nur eine Prellung war. Als ich meine Hand auf mein rechtes Knie legte, spürte ich die Splitter unter meiner Haut. Wie viele kleine Einzelteile meiner Kniescheibe und das ganze Knie schwoll sofort an.

Zum Glück kühlte das Flusswasser zugleich, das immer wieder über den Felsen schwappte.

Kennst du diese Momente, in denen du dir denkst, dass das alles nicht wahr sein kann und alles bestimmt nur ein böser Traum ist?

Ich schloss meine Augen, atmete tief ein und aus und hoffte, dass wenn ich meine Augen wieder öffnete, alles wieder gut ist.

Leider funktionierte es nicht. Ebenso wenig beim zweiten und dritten Versuch.

Ich blickte mich um und sah die lachenden Menschen um mich herum.

Also gut, wie komme ich hier wieder raus? Wie komme ich zum Auto? Muss ich ins Krankenhaus? Bitte nicht …

Du musst wissen, dass ich ein Mensch bin, der sehr gerne selbständig ist und unglaublich ungern andere um Hilfe bittet. Vor allem dann, wenn ich mir selbst eingestehen muss, dass ich etwas nicht alleine schaffe. Aber das nützte jetzt alles nichts. Ich musste um Hilfe bitten.

Oberhalb von mir erblickte ich ein nettes Gesicht einer blonden jungen Frau. Ich rief ihr zu „I need help“. Ich kann dir gar nicht sagen, wie schwer mir das fiel.

Sie reagierte sofort und rief wiederum zu ihren Freunden „She needs help!“

In Sekundenschnelle waren alle Blicke auf mich gerichtet. Mist. Genau das wollte ich doch vermeiden. Bitte lieber Gott, lass mich unsichtbar werden …

Aber auch diese Intention hatte nicht funktioniert. Ich war immer noch da und ratz fatz umgeben von drei unglaublich hilfsbereiten jungen Menschen. Zwei liebenswerte junge Frauen und ein netter junger schnuckeliger Mann, der ein bisschen aussah wie Tarzan. Ich war früher ein riesiger Fan von Tarzan.


Keine Ahnung, wie ich es geschafft hatte, aber irgendwie konnte ich die Felswand nach oben klettern und Tarzan half mir, mich ganz nach oben zu ziehen.

In solchen Momenten ist man wahrscheinlich so vollgepumpt mit Endorphinen, dass das Unmögliche möglich wird.

Mir wurde in dem Moment wieder bewusst, was unser Körper für ein Wunderwerk ist, der genau weiß, was er zu tun hat.

Und die beiden Frauen gaben mir soviel Kraft und Motivation und lobten mich bei jedem Meter, den wir geschafft hatten. Sie nahmen meinen Rucksack und gaben mir mein Shirt zum Anziehen, denn langsam wurde mir richtig kalt.

Tarzan trug mich den ganzen Weg Huckepack zurück. Einem Teil in mir war das so unglaublich peinlich. Der andere Teil war einfach nur dankbar und nahm die Hilfe an.

So hing ich wie ein Koalabär mit gestrecktem Bein an seinem Rücken und wir gingen zu Dritt, Stück für Stück, mit kurzen Pausen, den dschungelhaften Trail entlang Richtung Auto.

Der magischste Moment war, als eine der jungen Frauen sagte, ob sie für mich beten dürften. Mir kamen von ihrer Frage schon die Tränen.

Sie legten ihre Hand auf meine Schulter und baten Gott, dass alles gut gehen möge.

Wow, das berührte mich wirklich sehr. In diesem Moment waren sie keine Fremden mehr für mich. Nein, wir sind alle wie eine große Familie. Immer miteinander verbunden. Ebenfalls wurde mir wieder so bewusst, dass Gott oder die Spirits oder wie immer du es nennen magst, immer an unserer Seite sind. Schon als ich aus dem Flieger ausstieg hatte ich das Gefühl, dass ein Hawai'ianischer uralter Geist an meiner Seite war. Er hatte mich auf Schritt und Tritt begleitet. Selbst bei dem Aufprall hatte ich das Gefühl, dass er direkt neben mir war.


Am Auto angekommen halfen mir meine drei Engel für Doris auf die Rücksitzbank brachten mich in meine Unterkunft.

Dort erwarteten mich noch mehr Engel in der Hofeinfahrt. Claire, ihr kreativer Handwerker, ihr fleißiger Gärtner und die pfiffige Haushälterin mit ihrer Tochter.

Als ich aus dem Auto heraus robbte, merkten sie recht schnell, dass etwas nicht stimmte. Leo ihr Handwerker, reagierte sofort und holte einen Stuhl, Eis und einen Hocker worauf ich mein Bein legen konnte. Er war so bemüht und machte mir riesigen Mut, indem er mir zeigte, wie schnell mein Knie abschwoll, das mittlerweile wie ein Ballon aussah.

Claire machte sich riesige Vorwürfe, weil sie mir den Ort empfahl. Das wollte ich auf keinen Fall, denn ich hatte diese Entscheidung getroffen. Und ich trage die Verantwortung für alles, was ich tue. Niemand anders sonst.

Sie überlegten, wann und mit welchen Auto sie mich ins Krankenhaus fahren könnten und ich realisierte, dass ich da nicht darum herum kommen würde. Da Wochenende war, hatte das große Krankenhaus der Insel keine Sprechstunde, aber das Kleinere, wo Claire mich hinbrachte. Sie hatte sich rührend um mich gekümmert und mir auf der Rücksitzbank ein bequemes Kissenlager gezaubert, damit ich mit gestrecktem Bein sitzen und mich an die Autotür anlehnen konnte.


Los ging die Fahrt ins Krankenhaus und ich hoffte immer noch, dass es vielleicht gar nicht so schlimm war, wie es schien.

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