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#10: Vom Zerren, Ziehen & Pushen



Wie fühlen sich die oberen Worte für dich an?


Eng? Weit? Geben Sie dir Energie?


Ich glaube, ich konnte mich in der Vergangenheit sehr gut pushen. Wenn an mir jemand gezerrt oder gezogen hat, dann mochte ich das nicht so.


Mit Trauma pushen, finde ich mittlerweile nicht mehr so gut bzw. es funktioniert auch nicht. Es macht es wenn dann oft nur schlimmer.


Ich musste quasi meine Herangehensweise ändern ;-)


Liebevoller werden. Geduldiger werden. Ruhiger werden.


Und mein inneres Kind zeigt mir soso gut, wie das geht.


Ich erinnere mich an eine Situation mit Emma. Emma ist ein Golden Retriever. Eigentlich auch irgendwie mal mein Hund mit gewesen.


Wie nennt man einen Hund, den du mit aufgezogen hast, aber dann am Ende klar war, dass er bei deinem Expartner bleibt?


Hm.


Vielleicht nenne wir sie einfach Emma - oder Zauberhund.


Denn sie ist ziemlich schlau.


Und hat mir auch jede Menge in den letzten Jahren beigebracht.


Puh. Mega. Zauber. Hund.


Einmal waren wir Gassi und sie hat wahnsinnige Angst vor Schafen. Und eigentlich waren es nicht die Schafe, sondern der Elektrozaun, wo sie ausversehen hingekommen ist. Blöderweise waren da Schafe dahinter und sie hat das wohl falsch verknüpft.

Nichts desto trotz hat sie Angst vor Schafen. Und jedesmal wenn sie Schafe in der Ferne sieht, dann bleibt sie stehen und will nicht weiter gehen.


Doch ab und zu müssen wir weiter gehen, weil der Weg da lang geht.


Sie hat sich nie zerren lassen. Auch nicht ziehen. Und auch nicht pushen.


Einmal habe ich sie sogar getragen, weil es nicht anders ging.


Und dann war da dieser Moment: Sie wollte partout nicht weitergehen. Ich habe all meine Liebe in mir aktiviert. All meine Geduld. Mich auf den Boden gesetzt und sie angeschaut. Einen tiefen Atematemzug genommen und vollstes Verständnis für ihre Angst aufgebracht. Mich auf ihre Ebene begeben. Ich nahm das Gefühl raus, dass sie zu mir kommen MUSS. Bin mit ihr in Kontakt gegangen und habe sie ganz liebevoll gerufen und gelockt - aber auf eine ganz sanfte, weiche, fast unscheinbare Art und Weise.


Plötzlich ist sie gekommen.


Das war so schön.


So ungefähr versuche ich mit meiner Angst in mir zu arbeiten. Mit dem Kind das Angst hat, dass es etwas falsch machen könnte. Oder etwas schlimmes passieren könnte.

Immer und immer wieder es sanft zu locken. Erfolgserlebnisse zu schaffen, fernab von Zerren, Ziehen und Pushen.


Vielleicht magst du es auch mal bei dir versuchen, wenn du merkst, da sind Ängste oder Blockaden.


Im Coaching spricht man gerne von Blockaden. In der Therapie von Ängsten.


Und ich habe gelernt, dass diese Ängste ihre Berechtigung haben. Sie sind nicht da, um uns zu ärgern. Sie wollen uns etwas mitteilen. Sie wollen uns schützen. So wie Emma vor dem Stromschlag.


Ja, und manchmal ist der Schutz unlogisch. Gefühle sind nicht immer logisch erklärbar. Sie sind diffus, unreal und plötzlich da. Und wollen gesehen werden. So wie Emma und ihre echte Angst. Und um ihr Selbstbewusstsein zu geben, braucht sie Wiederholung. Immer und immer wieder, um ihr zeigen: Kuck, da passiert nichts mehr, wenn man vorbeigeht.


Es ist wie eine Pflanze. Noch ganz klein.


Aber sie kann wachsen. Mit liebevoll sein. Geduldig sein. Ein bisschen Wasser. Sonne. Schutz vor Wind.


Zerren, Ziehen und Pushen hilft bei Pflanzen auch nicht, oder?


Zum Abschluss noch ein weises Sprichwort: “Gras wächst nicht schneller, auch wenn man daran zieht.”

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